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Kleines Lexikon der Druck- und Verlagssprache

Wollten Sie immer schon mal wissen, was ein Hurenkind ist – oder eine Bauchbinde, eine Marginalie, ein Bestiarium, ein Schmutztitel oder, oder, oder …?

Die Setzer-, Drucker- und Verlagssprache weist viele, teils blumige und Jahrhunderte alte Fachbegriffe auf, die in diesem kleinen Lexikon kurz erklärt werden sollen. Aber auch neue Fachbegriffe und Abkürzungen wie Hotmelt, HKS etc. werden nicht zu kurz kommen!

Das Lexikon soll nach und nach erweitert werden – schauen Sie doch mal wieder rein!

                                                                          

Hinweis: Werden für die Erläuterung einzelner Fachbegriffe weitere Fachbegriffe benutzt, die bereits in diesem Lexikon vorkommen, so sind diese grau hinterlegt gekennzeichnet. Klicken Sie diese an, werden Sie auf diesen neuen Fachbegriff verlinkt.

A

Antiqua   Bezeichnung für alle — mit Ausnahme der Schreibschriften — zu den „lateinischen“, runden Schriften zählenden Schriftgattungen. In der Fachsprache wird je nach Stilmerkmalen weiter nach den Schriftgattungen Venezianische Renaissance-Antiqua, Französische Renaissance-Antiqua, Barock-Antiqua, Klassizistische Antiqua, Serifenbetonte Linear-Antiqua, Serifenlose Linear-Antiqua („Grotesk“), Antiqua-Varianten und Handschriftliche Antiqua unterschieden.

Ausschließen In der Satzherstellung das Verändern der zunächst (optisch oder geometrisch) gleichmäßigen (optimalen) Wortzwischenräume, um die Zeilen genau auf die festgelegte Breite zu bringen (insbes. bei Blocksatz).

Auszeichnungen Hervorhebungen von Teilen eines Textes (Wörter oder Zeilen) beim Setzen durch von der Grundschrift abweichende Schriften, durch Sperren der Grundschrift, Unterstreichen oder Farbe. Bei runden Schriften eignet sich zum Auszeichnen (unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung des „Graubildes“) in erster Linie die zur Grundschrift gehörende Kursiv.

B

Blocksatz   Anordnung von Satzgruppen in Blockform.

Bunte Vielfalt   Vielfältige Mischung aus typografischen Elementen (Schriftarten, -größen usw.).

C

Cicero   Typografische Maßeinheit, gleich 12 typografische Punkte.

D

dpi   Abkürzung für dots per inch. Zur Kennzeichnung der Auflösungsfeinheit von Laserprintern und ähnlichen Ausgabegeräten gebräuchliche Einheit. 1 inch = 2,54 cm.

Durchschuss (aus dem Bleisatz stammend)   Beim Setzen das Vergrößern der normalen, durch das Fleisch der Drucktypen gegebenen Zeilenabstände.

E

Einzug    Der zur deutlichen Kennzeichnung der ersten Zeile jedes Absatzes dienende leere Raum.

F

Flattersatz   Bezeichnung für eine Satzanordnung, bei der Zeilen von unterschiedlicher Länge in einem vom Setzer herzustellenden „schönen“, spannungsgeladenen Rhythmus innerhalb der „Flatterzone“ in der Regel auf Linksachse gestellt werden, sodass sie rechts frei auslaufen. Von „Rauhsatz“ spricht man dann, wenn dieser Rhythmus oder „Zeilenfall“ nicht beeinflusst wird, sondern dem Zufall überlassen und daher in aller Regel „unschön“ wird. Mit Textverarbeitungsprogrammen wird demnach meist kein Flattersatz, sondern nur Rauhsatz hergestellt.

Fleisch (aus dem Bleisatz stammend)   Der das Buchstabenbild umgebende Teil der Oberfläche einer Drucktype, der tiefer liegt als das Buchstabenbild, somit beim Druckvorgang von den Farbwalzen nicht eingefärbt wird und sich daher nicht auf dem Papier abbildet.

G

Gebrochene Schriften    Diese etwa 1440—1520 entstandenen Schriften werden weiter in die Gruppen Gotisch, Rundgotisch, Schwabacher, Fraktur und Fraktur-Varianten (oder „Kurrent“) aufgeteilt.

Gemeine   Die Kleinbuchstaben des Alphabets (auch „Minuskeln“).

Geviert (aus dem Bleisatz stammend)   Ausschlussstück von quadratischem Grundriss, dessen Dicke gleich dem Schriftkegel ist. Der Schriftkegel variiert mit der Schriftgröße.

Graubild   Mit Schrift lassen sich Grauwirkungen erreichen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen können: als Gliederungsmittel tragen sie dazu bei, einen Text zu ordnen und auszuzeichnen. Sie können aber auch formal wirksam sein, um eine suggestive und dynamische Gestaltung zu erreichen. Während Drucksachen, bei denen die Lesbarkeit im Vordergrund steht, mit wenigen Graustufen auskommen sollen, machen z.B. Werbedrucksachen meist von einem reichhaltigen Graueinsatz Gebrauch.

Grotesk   Besser: serifenlose Linear-Antiqua. Eine zu den runden Schriften gehörende Schriftgattung, deren Buchstaben fast gleichmäßig dicke Striche und keine Serifen haben. Der Name „Grotesk“ wurde in Deutschland zur Kennzeichnung der Besonderheit dieser Schriftgattung verwandt, die im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts in England entstand.

H

Haarlinie   Die sehr dünnen, oft nur 0,1 mm dicken Striche von Federzeichnungen, Radierungen o.Ä. oder von bestimmten Druckschriften, insbesondere aus der Klassizistischen Antiqua. Haarlinien verlangen besondere Aufmerksamkeit bei ihrer Reproduktion (u.U. auch besondere, sehr steil arbeitende Filme), um Strichstärkeschwankungen und damit eine sofort eintretende Verfälschung des Gesamteindrucks zu vermeiden. Für niedrig auflösende Ausgabegeräte (also Monitor, Web) sind Druckschriften mit Haarlinien ungeeignet.

Hurenkind   Bezeichnung für eine am Anfang einer Kolumne oder (bei mehrspaltigem Satz) einer Spalte stehende Ausgangszeile.

I

J

K

Klassizistische Antiqua   Etwa 1750—1850 entstandene Schriften, die sich durch einen sehr starken Kontrast zwischen Grund- und Verbindungsstrichen, eine senkrechte Symmetrieachse und durch praktisch rechtwinkelige, waagerechte Serifen (sowohl beim Dach- als auch beim Fußansatz) auszeichnen.

Kolumne   Eine umbrochene Seite Schriftsatz.

Kompress   Ohne Durchschuss. Wird aus platzökonomischen Gründen oft in Zeitungen und anderen Druckerzeugnissen angewandt, ist jedoch unleserlicher. Nur wenige Schriften wie etwa eine Gotisch ergeben ein gutes Gesamtbild, wenn sie kompress gesetzt sind.

Kursiv   Bezeichnung für eine in aller Regel schräg nach rechts geneigte Druckschrift ohne Anschlüsse (im Gegensatz zur Schreibschrift).

L

Ligaturen   Zwei oder mehrere auf einer Drucktype vereinigte, besonders geschnittene Buchstaben.

M

Marginalien   In Büchern, Broschüren und Zeitschriften die am Rand der Seite neben dem Satzspiegel angebrachten Bemerkungen, die als Zwischenüberschriften wirken.

Mediävalziffern   (Arabische) Ziffern mit Ober- und Unterlängen.

Mittellänge   Sichtbare Höhe der Gemeinen ohne Ober- und Unterlängen, z.B. der Kleinbuchstaben x oder m einer Schrift (auch: „x-Höhe“).

N

O

Ober- und Unterlängen   Die bei den Buchstaben des kleinen Alphabets über die Mittellängen (z.B. x) oben hinausragenden Teile (z.B. b, h) bzw. die über die Schriftlinie nach unten herausragenden Teile (z.B. g, p).

Optischer Ausgleich   Automatische oder individuelle Zugabe oder Wegnahme von freiem Raum zwischen den Buchstaben (im groben abhängig von deren Fleisch), um ein harmonisches Druckbild zu erreichen (auch: „Kerning“). Insbesondere bei reinem Versalsatz und „kritischen Buchstabenkombinationen“ notwendig (z.B. VA, Te).

P

Punzen   Bezeichnung für die nicht-druckenden Binnenräume von Buchstaben wie beim g oder a.

Q

R

Renaissance-Antiqua   Eine Schriftgattung innerhalb der runden Schriften, die etwa im 15. Jahrhundert aus der römischen Kapitalschrift und der humanistischen Minuskel entstanden ist. Man unterscheidet die venezianische und die französische Form. Die erstere Form ist heute kaum noch in Gebrauch. Wesentliche Kennzeichen der Französischen Renaissance-Antiqua sind eine nach links geneigte Symmetrieachse, ein verhältnismäßig gering ausgeprägter Kontrast zwischen Grund- und Verbindungsstrichen und bei den Serifen schräge Dachansätze und bei den Fußansätzen flache, gerundete Übergänge.

S

Satzspiegel   Die vom Text und von Abbildungen eingenommene Fläche auf Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchseiten sowie ähnlichen Druckerzeugnissen.

Schriftart   1. Gruppe von Druckschriften innerhalb der Klassifizierung nach dem Verwendungszweck (z.B. Werkschriften, Plakatschriften).  2. Irreführend auch: Gruppierung von Druckschriften im Sinne von Schriftgattung (Stilart).

Schriftduktus   Das Eigentümliche der Linienführung, das Charakteristische einer Druckschrift. Der Duktus wird maßgeblich vom Werkzeug des Schriftkünstlers beeinflußt.

Schriftfamilie   Gesamtheit aller von einer Druckschrift geschnittenen und gegossenen (oder anderweitig hergestellten) Schriftschnitte.

Schriftgarnitur   Bezeichnung für die Gesamtheit aller zu einem Schriftschnitt gehörenden Schriftgrade einer Druckschrift.

Schriftgattung   Gruppe der Druckschriften innerhalb einer Klassifikation nach formalen und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten.

Schriftgrad   Bezeichnung für die Größe von Druckschriften, traditionell angegeben in typografischen Punkten.

Schriftkegel (aus dem Bleisatz stammend)   Die Ausdehnung einer Drucktype in Richtung der Höhe des Schriftbildes, in typografischen Punkten angegeben.

Schriftlinie   Die durch die untere Grenze der Mittellänge der Druckschriften gebildete imaginäre Linie.

Schriftschnitt   Eine Gruppe innerhalb einer Schriftfamilie (z.B. Times), die sich von den anderen durch die Dicke der Striche, die Breite oder Schrägstellung der Buchstaben unterscheidet (z.B. mager, halbfett, fett, schmal, schmalhalbfett, kursiv, kursiv halbfett usw.).

Serifen   Kleine waagerechte, senkrechte oder schräge Abschlüsse der Grundstriche von Buchstaben in Antiqua-Schriften.

Sperren   Im Handsatz das Einlegen von kleinen Ausschließstücken („Spatien“) zwischen die Drucktypen, sodass sie weiter auseinanderrücken („Spationieren“). Allgemein die Vergrößerung des Buchstabenabstandes einzelner Textbestandteile zwecks Auszeichnung.

T

Typografie   Unter Typografie versteht man die Gestaltung mit typografischen Elementen (Schriftarten, -garnituren, -graden usw.) und bildnerischen Elementen (Punkt, Linie, Fläche usw.). Hauptsächliches Ziel typografischer Gestaltung ist die Übermittlung von Textinhalten. Primär bestimmen daher Aspekte der Zweckgebundenheit die typografische Gestaltung. Insofern jeder Text neben der Information auch ästhetische Eindrücke vermittelt, schließt die Typografie Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks mit ein. Form und Zweck, Gestaltung und Funktion können nur in Relation zueinander bestehen. Die Funktion als das bestimmende Element steht dabei an erster Stelle: Die Unterordnung der Form unter die Funktion ist ein Merkmal guter Typografie.

Typografischer Punkt   Kleinste Maßeinheit des typografischen Maßsystems, die bei dem deutsch-französischen Normalsystem nach DIN 16507 (DIDOT-System) auf 1/2660 eines Meters (bei 0 °C) festgelegt wurde. Ein typografischer Punkt entspricht daher (bei 20 °C) 0,376065 mm. Es gelten: 1 Punkt (p) = 0,376 mm; 1 Cicero (c) = 12 p = 4,513 mm; 1 Konkordanz = 4 c = 18,051 mm. In den 1970er-Jahren gab es Bemühungen, die Tausendstel-Werte so zu verändern, dass eine Basis von 0,125 erreicht wird. Seit 1973 wird daher meist gerundet mit 1 p = 0,375 mm gerechnet. Grundsätzlich davon zu unterscheiden ist das englisch-amerikanischen „Pica-System“, das bei den meisten DTP-Programmen Verwendung findet — hier ist 1 Pica (P) = 12 Point (pt) mit 1 pt = 1/72 Zoll, also 0,351473 mm. Nicht-Fachleute verwenden hingegen meist das bekannte metrische System.

Typografischer Raster   Gestaltungsraster (Grundschema), das der übersichtlichen und einheitlichen Anordnung aller Texte und Bilder dient.

U

Umbrechen   Das Formieren des zunächst in Spalten gefertigten Blei- oder Fotosatzes („Satzfahnen“) zu Buch-, Broschüren-, Zeitungs- oder Zeitschriftenseiten.

V

Versalien   Großbuchstaben des Alphabets (auch „Majuskeln“).

W

X

Y

Z

Zurichtung   Im Satz (aus Bleisatz stammend) die Abstände von Buchstabe zu Buchstabe, vom Schriftkünstler in Zusammenarbeit mit dem Schriftgießer festgelegt und durch den Buchstabenkörper bestimmt. Im Fotosatz ist die Zurichtung im Rahmen des jeweiligen Einheitensystems gegeben, die Zurichtung oder „Laufweite“ kann aber für alle Zeichen gleichzeitig leicht elektronisch modifiziert werden. Einige angesehene Setzereien überarbeiten auch die Zurichtung einzelner Zeichen.